Ait Ben Haddou
Ait Ben Haddou ist ein über die Grenzen Marokkos hinaus bekanntes Lehmdorf und oft benutzte Filmkulisse für Hollywood. Kein Wunder, liegen doch zwei große Filmstudios in der Nähe von Ouarzazate (sprich: Warsasat) – die Atlas Filmstudios und die CLA Studios. Ich komme aus Taroudant, etwa 9 Fahrtstunden weiter westlich von Ait Ben Haddou gelegen. Taroudant, Provinzstadt mit 75000 Einwohnern, bietet nicht allzu viel Zerstreuung für Reisende in der Nebensaison. Ursprünglich hatte ich geplant, über den Atlaspass Tizi´n´Test mit einem Zwischenstopp unterwegs nach Marrakech zurückzukehren. Der Zufall will es anders, als mich am nächsten Morgen beim Frühstück die Frage eines weiteren Gastes einholt: »Hast du schon einmal von Ait Ben Haddou gehört?« Ich verneine und höre mit Interesse, dass er aus dieser Richtung kommt und dort in einem Lehmbau übernachtet hat. Seine Erzählung klingt grandios, ich bin hellwach. Pläne ändern sich beim Reisen oft spontan, es ist nicht das erste Mal für mich…
Es empfiehlt sich, in Ait Ben Haddou zu übernachten und die Lehmstadt entweder ganz früh am Morgen oder in den späten Abendstunden zu besichtigen. Dann, und wirklich nur dann, hat man diese atemberaubende Kulisse ganz für sich allein und muss diese nicht mit hunderten Tagestouristen teilen, die von diversen Tourenanbietern im Eiltempo durchgeschleust werden. Freilich, im alten Teil von Ait Ben Haddou ist nicht alles echt, obwohl man dies den Besuchern glaubhaft vermitteln möchte. Teile der Kasbah wurden aus Pappmachè nachgebildet – Filmkulisse eben. Dennoch zählt ein Besuch dieses magischen Ortes zu den sehenswertesten Attraktionen in ganz Marokko. Der Weg hierher lohnt sich in jedem Fall.
Wohnen im Lehmhaus
Wohnen im Lehmbau darf als etwas Besonderes bezeichnet werden und es macht Sinn in einer Umgebung, in der die Temperaturen in der Mittagszeit je nach Jahreszeit gerne 40°C überschreiten. In diesem Teil von Marokko sind Lehmhäuser sehr oft zu sehen, der Grund ist einfach erklärt: Die dicken Lehmwände halten die Hitze ab, sodass der offene Innenbereich angenehm temperiert bleibt – gleichzeitig speichert der Lehm die Wärme für die Abendstunden, wenn die Außentemperatur sinkt.
Es ist für einen Reisenden durchaus überraschend, wie einfach und gleichzeitig wohnlich es sich in einer solchen Herberge übernachten lässt. Diese Häuser strahlen eine reduzierte Behaglichkeit aus, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Vielleicht sind es die Naturmaterialien, die für ein gesundes Wohnklima verantwortlich sind aber ich behaupte, dass einen großen Teil dieses Charmes auch die Gastgeber ausmachen, die diese Lehmhäuser bewohnen. Hat man das große Glück, bei einer herzlichen Familie zu Gast sein zu können, intensiviert sich das Reiseerlebnis noch zusätzlich. Fazit: Absolut empfehlenswert.