Ich habe nicht daran geglaubt, aber ja, auch mir ist es passiert: Ich habe mich verliebt – in einen Straßenhund.
Es gibt 3 Dinge, die der Herr erschaffen hat, um das Leben erträglich zu machen – Hoffnung, Witze und Hunde. Das Beste davon sind die Hunde.
ROBYN DAVIDSON – Spuren
Es ist in Südamerika absolut unmöglich, Hunden aus dem Weg zu gehen, sie sind einfach überall. Es gibt sie zu tausenden – und zwar in allen Varianten: groß, klein, verängstigt, unförmig, abgemagert, friedlich, distanziert, hässlich, liebeshungrig, lästige Kläffer bis hin zu agressiven beisswütigen Exemplaren…und niemand kümmert sich um sie.

Der gute Rat meiner Hausärztin – fasse ja niemals und unter keinen Umständen einen fremden Hund an – ich muss sagen, dieser Rat hat versagt. Die Vernunft ist sicher der beste Begleiter unterwegs, Hunde und ganz besonders Straßenhunde sind oftmals sehr krank und voller Parasiten, aber die Realität vor Ort hat mich wehrlos gemacht, besser gesagt: Sie hat mich geradezu entmachtet.

Der arme Kerl war ein Bild des Jammers, verdreckt, verfilzt, ein krustiges Geschwür an der Kehle (ich vermute, ihn wollte ein anderer Hund zu Tode beißen)….aber so unendlich lieb, das mein Herz im Nu geschmolzen ist wie Vanilleeis, wenn man die heissen Himbeeren übergiesst. Ich habe ihn auf der Strasse in Pisac getroffen, ein noch junger Babyhund – aber für ein Baby schon ziemlich riesig…vermutlich eine Mischung aus Schäferhund und Labrador. Ich saß im Freien in einem Cafe und plötzlich war er neben mir und hat mich mit seinen Augen förmlich angefleht: bitte, bitte hab mich wenigstens ein bisschen lieb. Ich habe angefangen ihn zu kraulen, er hat sich genüsslich auf den Rücken gedreht, und dass wir als Duo nicht lange unbemerkt blieben war klar, die Leute waren von dieser Szene hingerissen und ich habe mich Null dafür geschämt. Ich wollte ihn unbedingt mitnehmen, aber als ich am nächsten Tag am Morgen aufgebrochen bin, waren die Straßen wie leergefegt und ich habe ihn nicht mehr gefunden. Irgendwie war ich traurig, aber schliesslich habe ich mir gesagt es ist vielleicht auch besser so, denn was hätte ich einige Wochen später wohl mit ihm gemacht? Ihn nach Europa mitnehmen – sehr kompliziert. Ihn irgendwo zurücklassen – nicht sehr fein. Ihn jemand anderem aufs Auge drücken – kaum vorstellbar.

So bin ich schliesslich alleine nach Hause zurückgekehrt, ich bin froh dass ich kein Bild von ihm gemacht habe, trotzdem weiss ich noch jedes Detail wie er ausgesehen hat und unser Zusammentreffen bleibt mir ohnehin in bester Erinnerung.